Bushido - Sonny Black

Detailreiche Analyse eines der kontroversesten Deutschrap Alben aller Zeiten

Written by Berkan

6/21/20243 min read

Man darf sich ja fast schon geehrt fühlen eine Rezension über solch einen Deutschrap Epos schreiben zu dürfen. Besonders interessant wird Deutschrap ja immer genau dann wenn hochkontroverse Musik produziert wird, die aber gleichzeitig einen hohen künstlerischen Anspruch beibehält. Das 2014 erschienene Album Sonny Black ist ein Paradebeispiel hierfür. Auf der einen Seite von den Medien verflucht und aufgrund gewaltverherrlichender Texte seit 2015 indiziert, auf der anderen Seite von Fans als eines der besten Alben in Bushidos durchaus beachtlicher Diskografie bezeichnet. Da lohnt sich doch ein tieferer Blick in das verborgene Schatzkämmerchen.

Vorher sollte das Album jedoch noch etwas weiter kontextualisiert werden. Der Künstler stand damals an einem Scheideweg seiner Karriere. Versuche das Gangster Image aus seinen frühen Tagen abzulegen und sich der High Society anzubiedern, scheiterten spätestens dann als sein ehemaliger Label Kollege Kay One ihm schwere Vorwürfe machte und behauptete er und sein damaliger Manager, Clan-Oberhaupt Arafat Abou-Chaker hätten ihn bedroht und verfolgt. Bushido wurde von den Medien immer wieder für seine gewaltverherrlichenden Zeilen kritisiert und als Bu-Mann dargestellt. Der Grundstein für den Erfolg des Albums wurde wahrscheinlich in dem Moment gelegt als Bushido sich entschied genau diese Rolle als "Bösewicht" anzunehmen und seine geballte Frust in die Kunst reinzustecken.

Eröffnet wird dieser Gangster Film mit dem Song "Fotzen", welcher bereits die Fahrtrichtung für das Album vorgibt und als Intro nicht besser gewählt sein könnte. Dieser Kontrast zwischen diesem modernem hoch aufgezogenen Beat und dem umso asozialeren sowie monotonen Sonny Black Rap erzeugt einfach diese ganz spezielle Atmosphäre die andere Künstler bis heute vergeblich versuchen zu kopieren. Anschließend folgt das umso progressivere "Jeder meiner Freunde" auf dem Bushido gerade was die Wortwahl angeht wieder auf diese jugendliche Attitude aus seinen Frühwerken setzt, z.B. mit bewusst hohlen Zeilen wie "Die Straßen sind in meiner Hand, ihr klettert auf die Bäume". In der legendären Hook werden dann seine Feinde darüber in Kenntnis setzt, das man mit ihm und seinen Freunden besser keinen Konflikt suchen sollte. "Haifisch" ist der wahrscheinlich grimmigste Track der Platte und bietet wieder ein angenehmeres Soundbild als der auf Dauer doch recht anstrengende Flötenbeat von "Jeder meiner Freunde". Gerade aufgrund der lustigen Bilder die Bushido hier in seinem alter Ego Sonny Black zeichnet, gehört dieser Song definitiv zu meinen Favoriten. Etwas weniger Tempo aber nicht Aggressivität strahlt "Mitten in der Nacht" mit seinem wunderschönen klassischen Bushido Streicherbeat aus. Hier stechen auch erstmals die sich über das ganze Album ziehenden Scratches, unter anderem von Mobb Deep ins Auge. Der düsterste Beat des Albums lässt sich wahrscheinlich auf "Crackdealer Sound" vorfinden, hier funktioniert für mich diese Inszenierung als Filmbösewicht am besten. Zwischendurch bekommt man fast schon das Gefühl man würde es hier mit der Rapper Version von Tony Montana aus dem in der Hip-Hop Szene legendären Film "Scarface" zu tuen haben. Anschließend bekommen wir es mit dem meiner Meinung nach besten Song des Albums zu tuen. Dieses breite und helle Soundbild lässt Bushido einfach unfassbar mächtig wirken, er wirkt dabei null angestrengt und der Song versprüht trotz des hohe Härtegrads einfach diese lockere Atmosphäre. Zeilen wie "Berlin ist mein Block" sind dabei natürlich an das legendäre "Mein Block" von Sido angelehnt. "Osama Flow" ist der kontroverseste Song des Albums. Das was das Cover schon andeutet, verdichtet sich weiter im Titel des Songs und findet auf diesem Track seinen Höhepunkt. Nach dem wahrscheinlich härtesten Bushido Intro jemals auf dem offensichtlich Menschen erschossen werden folgen einige auf den ersten Blick wahllos angeordnet wirkende Wortspiele, die nach genauem Hinsehen jedoch ein großes Ganzes ergeben. Schnell lässt es sich erschließen, das wir hier den legitimen Nachfolger zu Bushidos legendärem Song "Sonnenbank Flavour" zu hören bekommen, halt nur getreu dem Sonny Black Motto um einiges bedrohlicher. Der Track "Gangsta Rap Kings" bietet die Bühne die für das kontroverse Feature mit Kollegah & Farid Bang auf dem die drei dem Titel und ihrem Ruf leider nicht so ganz gerecht werden. Der Beat ist ziemlich schleppend und kommt leider nie so ganz in Fahrt, die lyrische Erhabenheit sucht aber zweifelsohne seines Gleichen. "Messerstecherei" ist der aggressivste Song des Albums und fruchtet durch diese sehr